Tests - ich will auch....

Ihre Hausarztpraxis Bornemann
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Tests - ich will auch....

Ihre Hausarztpraxis Bornemann
Veröffentlicht von Dirk Bornemann in Praxisnachrichten · 24 April 2020
In "Kurzform":

Im Abstrich aus Nase/Rachen kann man Virus-Bestandteile nachweisen. Das heißt, wenn der Test positiv ist, ist man infiziert mit dem Coronavirus und es kann sein, dass man ansteckend für andere sein kann. Das bedeutet auch, dass man in Quarantäne muss, dass versucht werden sollte, die Ansteckungsquelle zu finden und Kontakte zu identifizieren.
Wird das Virus nicht nachgewiesen, dann bedeutet das, dass in dem Moment des Abstrichs kein Virus nachweisbar war. Das ist aber zu Beginn der Infektion auch häufig so. Nachdem man sich infiziert hat, dauert es so 4-14 Tage, bis man die ja bekannten Erkrankungssymptome bekommen kann. Und das Virus ist erst 1-2 Tage vor Symptombeginn im Abstrich nachzuweisen, dafür muss auch noch technisch richtig abgestrichen worden sein.
Aus all dem sollte klar werden: eine echte Aussage bringt nur ein positives Testergebnis. Ein negatives Testergebnis sagt gar nichts, na, oder zumindest wenig.

Bei wem sollte man testen? Heute hat das Robert–Koch–Institut die Marschroute ein bisschen geändert. Jeder mit Beschwerden im Bereich des Respirationstraktes (Husten, Schnupfen, allgemein Erkältung) sollte einem Test zugeführt werden. Zuvor war die Aussage, dass nur Patienten, die entweder mit jemandem Kontakt gehabt haben, der zuvor positiv getestet war oder Menschen die aus beruflichen Gründen starke „Verteiler“ sein könnten (Ärzte, Praxismitarbeiter, Krankenhausmitarbeiter, Pflegekräfte)  UND die unter  Erkältungsbeschwerden leiden, getestet werden sollten. Warum ist das jetzt plötzlich anders?
Durch die Kontaktsperre und die Isolationsmaßnahmen der letzten Wochen sind Erkältungskrankheiten und die echte Grippe für diese Saison quasi mit ausgerottet worden. d.h., dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass, wenn jetzt jemand Erkältungsbeschwerden hat, das der Coronavirus verursacht. Außerdem gibt es, dadurch, dass sich die Erkrankungszahlen insgesamt beruhigt haben, ausreichende Kapazität, die Tests durchzuführen. Damit fällt der Hauptgrund weg, aus dem bisher bei leichten Erkältungen nicht getestet wurde. Patienten mit leichten Beschwerden wurden einfach krankgeschrieben und veranlasst, sich weitestgehend in Selbstisolation zuhause aufzuhalten.
Von der Sache und dem Ergebnis für den betroffenen Patienten ist das das Gleiche: zu Hause, isoliert, erkältet, eigentlich nicht schlimm.
Von nun an will man versuchen, Nadeln im Heuhaufen zu finden, DEN positiven Corona-Patienten, damit man bei ihm eine Kontaktsuche machen kann, bei der man dann möglicherweise bei Kontaktpersonen auch ohne Symptome wiederholt testen würde, um mögliche Ausbrüche zu erkennen. Infektionsketten möglichst früh zu unterbrechen ist das Ziel.
In der langen Version diese Blogsposts über Tests, über die ich nachdenke, um für tiefergehend Interessierte einige Informationen mehr zu bieten, versuche ich mal, eine vorsichtige Diskussion, über den Sinn. Fazit: wenn es möglich wäre, wären Kontaktsperre und Isolation bis das Virus nahezu vollständig beseitigt wäre, in meinen Augen die bessere Variante. Wirtschaftlich wäre das aber wahrscheinlich nicht darstellbar. Deshalb ist das ein durchaus nachvollziehbarer Gedanke

Immer mehr wird möglich, jetzt auch einen Antikörpertest durchführen zu lassen. Mit diesen Tests findet man, die Reaktion des Körpers im Blut, wenn das Immunsystem des Körpers mit dem Virus in Kontakt war (also infiziert) nach so 2-3 Wochen. Der menschliche Körper bildet Antikörper, um bei Kontakt mit Erkrankungen, denen er schon mal ausgesetzt war, schnell reagieren zu können und die Erkrankung zu beseitigen, bevor es zu Symptomen kommt. Das nennt man dann Immunität (liebe Immunologen, sollte sich einer hierher verirren, ich bitte um Nachsicht).
Von diesen Antikörpern gibt es verschiedene Klassen, die mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichnet werden. Für die Immunität sind die so genannten IgG-Antikörper die wichtigsten, die Gedächtnis-Antikörper. Die sind nämlich in der Lage, die Immunantwort des Körpers besonders schnell und kräftig auszulösen.
Daraus würde folgen: wer diese Antikörper hat, hat erstens die Erkrankung schon gehabt, zweitens eine Immunität gegen die Erkrankung und kann drittens ohne Schutzausrüstung oder weitere Vorsichtsmaßnahmen Einkaufen, im Kindergarten Kinder betreuen oder sogar erkrankte Corona – Patienten versorgen.
In der Grundidee ist das richtig. In der langen Version würde ich kurz auf die Fehlerquellen eingehen, die es da gibt.
Warum ist es dann trotzdem keine Untersuchung für jedermann, selbst wenn sie jeder selbst bezahlen würde? Weil es dafür nicht genügend Kapazitäten gibt. Und tatsächlich sollten hier die für das System wichtigen Akteure im Vordergrund stehen: Gerade in Zeiten, in denen Schutzausrüstung knapp ist, wäre es toll, durch Immunität geschützte Menschen auf Coronastationen im Krankenhaus einsetzen zu können. Oder aber endlich wieder auf Demenzstationen Pflegekräfte, die immun sind, ohne Maske arbeiten lassen zu können.
Aber selbst hier hat die Sache einen Haken: ob und wie lange man tatsächlich nach durchgemachter Erkrankung immun ist, ist im Augenblick noch nicht wirklich sicher, wenn auch die Immunität hoch wahrscheinlich ist.
Trotzdem glaube ich, dass die Antikörpertestung die Untersuchung der Zukunft sein wird. Wenn nachgewiesen ist, dass (und möglicherweise wie lange) Immunität nach einer Infektion besteht, dann könnte es auch aus wirtschaftlicher Sicht interessant sein, denn wer Antikörper hat, muss nicht als erstes geimpft werden.

Fazit:
Der Abstrich-Test ist geeignet, akut infizierte Menschen zu identifizieren und Ausbrüche durch Unterbrechung der Infektionsketten möglichst klein zu halten. Empfehlung des Robert–Koch–Instituts von heute: jeder mit Erkältungsbeschwerden sollte getestet werden. Für mich ist das der Test der Gegenwart. Patienten mit Erkältungsbeschwerden wieder in die Praxen (bei uns in der Praxis wie ja schon beschrieben durch räumliche Trennung von Infekt- und anderen Patienten auch so sicher wie vorstellbar realisierbar)!
Der Antikörper Test ist geeignet, Immunität zu überprüfen, die (hoffentlich vielen) unbemerkt Infizierten im Nachhinein zu finden und die, die gefahrlos auch mit Corona Patienten Kontakt haben können. Für mich ist das der Test der Zukunft.

Allerdings werden beide Tests nebeneinander existieren und ihre Berechtigung haben. Wahrscheinlich wird meine Einschätzung über die Wertigkeit, die ich heute abgebe, sich im Laufe der Zeit ändern, so wie sie sich bis jetzt auch schon verändert hat.
Für den Einzelnen ist ein Test nach meiner Meinung fast ohne Konsequenz: Ob ein Abstrich Test positiv oder negativ ist, wer krank ist bleibt zu Hause! Und „nicht nachgewiesen“ könnte nur eine trügerische Sicherheit bieten, deswegen halte ich flächendeckende Abstriche für falsch.
Auch ein Antikörpertest jetzt muss nicht für jeden sein. Oder würde irgendjemand für die hochbetagten Nachbarn, die Eltern oder Freunde in Quarantäne nur mit einkaufen, wenn er immun ist?

Sollte breiteres Interesse an einer langen Version mit Versuch der Diskussion um den Sinn der Abstrichteste und die Wertigkeit und Aussagekraft der Antikörperteste vorhanden sein, bitte ich um





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1 Rezension
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Ahrendt
25 Apr 2020
Sehr informative und interessant Praxisseite
für die ganze Familie
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