Mittwoch nach der Lockerung

Ihre Hausarztpraxis Bornemann
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Mittwoch nach der Lockerung

Ihre Hausarztpraxis Bornemann
Veröffentlicht von Dirk Bornemann in Praxisnachrichten · 22 April 2020
Irgendwie seltsam.

Bis zur letzten Woche war alles sehr bedrückt und zurückhaltend.

 
Vor genau einer Woche hat die Bundeskanzlerin die Lockerung der Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise verkündet.

 
 
Gefühlt überschlagen sich seitdem die Ereignisse. Zwar bin ich kein Freund von Schwarzmalerei, trotzdem erfüllt es mich mit ein bisschen Sorge, dass wir eben noch unter schwerer Anstrengung, fast vollständiger Selbstisolation, den Anstieg der Erkrankungen in Deutschland eingefangen haben und damit in der Lage waren, allen schwer kranken Patienten Intensivpflegeplätze zur Verfügung zu stellen und nun die Diskussion darüber, wer, wann, was, wie wieder in die Gänge kommen kann, nicht abreißt. Länderregierungen überbieten sich fast in ihrer Freigabe.  Gerichte kippen die 800m²-Regel. Andererseits ist jetzt quasi flächendeckend eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum in der Diskussion, zum Teil schon umgesetzt. Wir in Schleswig-Holstein folgen nächste Woche. Die Einführung der Masken halte ich für sinnvoll. Zwar wird man im Augenblick noch angeguckt, wenn man mit Maske einkaufen geht, zumindest schüttelt aber keiner mehr den Kopf.

Mir geht das ein bisschen schnell, die Ausbritungsgeschwindigkeit muss auch weiter niedrig gehalten werden, sonst stehen wir in kurzer Zeit wieder da, wo wir schon waren. Vorsicht und Aufmerksamkeit sind weiter wichtig. Abstand halten, Hände waschen, in den Ellenbogen husten...

 
 
Die Masken halte ich für gut und sinnvoll. Wenn selbst unser Bundesgesundheitsminister nicht immer an alle Abstandsregeln denken kann und in einer Gruppe Fahrstuhl fährt, können wir dann sicher sein, immer daran zu denken, dass 1,5m Abstand minimum notwendig sind? Es gibt eine Menge Situationen, in denen man vielleicht nicht direkt dran denkt. Dann kann eine Maske Risiko reduzieren – die, die ich trage, für andere. Manchmal wünsche ich mir, "die anderen" würden auch dran denken – auch zum Schutz für mich. Und natürlich für "alle anderen".

 
 
Ich halte die Masken für viel wichtiger als nur für den „Atemschutz“. Warum? Das kann ich am besten aus dem Erlebnis der letzten Woche begründen: Während des Einkaufs in einem großen Discounter (ich war der einzige, den ich mit Maske wahrgenommen habe) habe ich mehrere Menschen gesehen, die Latex- oder Vinyl-Handschuhe getragen haben. Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Übertragung des Coronavirus per Schmierinfektion eher unwahrscheinlich ist – wenn auch nicht ausgeschlossen. Deswegen kann ich Handschuhe grundsätzlich auch verstehen, auch wenn ich selbst keine trage. Häufiges Händewaschen halte ich für wichtiger. Wenn man aber Handschuhe trägt und sich dadurch zu schützen meint, dann sollte man unbedingt daran denken, sich mit der behandschuhten Hand nicht ins Gesicht zu fassen, denn auch wenn die Hand vielleicht virenfrei ist, der Handschuh ist das nicht. Das ist keine Theorie, in dem Laden habe ich das zufällig bei einer Dame bemerkt, es ist mir erst durch die Handschuhe aufgefallen. Wir alle fassen uns verhältnismäßig häufig ins Gesicht, achten Sie mal drauf. Eine Maske kann auch hier helfen…

 
Wobei eine Maske nicht hilft, ist beim Einsteigen ins Auto. Ja, ich erkläre, was ich meine: Auf dem Parkplatz habe ich einen Mann gesehen, der seine Latexhandschuhe IM Auto ausgezogen hat. Sinnvoller wäre es wennschon, dann die Handschuhe vor dem Einsteigen auszuziehen (wobei, wenn man das zu Ende denkt, dann müsste eine ganz genaue Abfolge „Öffnen der Tür von außen mit, Schließen von innen ohne“ bedacht werden). Ich habe dafür eine kleine Sprühflasche Händedesinfektionsmittel in der Tasche und nutze keine Handschuhe – wasche gründlich die Hände, wenn ich zuhause angekommen bin.

 
 
Wir sind in der Praxis der Maskenpflicht zuvorgekommen – wir tragen unsere Masken für Sie und unsere Patienten tragen in der Praxis Masken zum Schutz für uns. Natürlich ist das seltsam, natürlich fehlt es, beim Gegenüber die Mimik zu sehen, natürlich fühlt man sich wie in einem schlechten Film. Weil aber nicht jeder Infizierte  auch Erkältungssymptome hat und leider nicht davon auszugehen ist, dass der Virus einfach schon wieder verschwunden ist, wird es auch für die absehbare Zukunft bei uns in der Praxis so bleiben. Auf diesem Weg ein herzliches „Dankeschön“ an alle Patienten, bis jetzt war noch nicht einer dabei, der nicht mitgemacht hat.
 
 




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